Tag 8: Teusajaure - Vakkotavare

Nach einer vergleichsweise warmen Nacht und einem nährhaften Frühstück ist die Laune wieder besser. Wir bauen bald schon das Zelt ab, und haben dabei wieder vollsten Sonnenschein. Die Mücken sind wieder zahllos vorhanden und plagen uns, aber als wir losgehen sind die schnell wieder vorbei.

Weil ich die Entfernungen ein bisschen falsch einschätze gehen wir mit leeren Flaschen los, und füllen sie nicht noch beim rund 250 Meter entfernten Fluss auf. Wir verlassen tatsächlich bald den Wald, und kommen in eine schöne Heidelandschaft. Erst nachdem wir den Wald, und damit viele der Mücken hinter uns lassen, legen wir noch eine schnelle Pause ein um uns gegen die intensive Sonne zu schützen. Wir gehen stetig, aber langsam bergauf, und nach für uns langen und durstigen 3 Kilometern kommen wir zu einem Wegweiser.

Dieses Schild weist uns zur Brücke. Der alte Weg existiert noch und führt mitten durch den Fluss

Hier wurde eine Brücke über den Gáppejåhkå errichtet, aber die Wegmarkierungen für den alten Weg sind noch immer da und führen zu einer Stelle an der der Fluss gefurtet werden muss. Die Schwedin, die wir gestern an der Kaitumjaurestuga getroffen haben, hat uns schon davor gewarnt und so folgen wir dem Schild, das uns zur Brücke führt. Hier bekommen wir endlich wieder Trinkwasser, und wir trinken beide jeweils direkt einen halben Liter, der bei uns Brain Freeze verursacht. Mit aufgefüllten Wasserflaschen gehen wir zurück zum alten Weg und folgen dem Kungsleden weiter.

Hier gibt es endlich Wasser

Wenn die Sonne so herunterbrennt, ist Wandern gleich viel anstrengender, und gerade bei Anstiegen fällt uns das auf. Egal wie das Wetter ist, wir meckern. Die Landschaft ist aber unabhängig vom Wetter faszinierend. Wieder sehen wir die Sarekgipfel in der inzwischen schon ein wenig näher gerückten Ferne, und schauen diesmal genauer hin. Wir sehen den Áhkká, und den Sarektjåhkå, der der zweitgrößte Berg Schwedens ist. Einige Nebengipfel des Sarektjåhkå und der Niják sind auch zu sehen. Insgesamt ist dieses ferne Gebirge ein hochimposanter Anblick.

Das unglaubliche Panorama das sich uns heute auf dem Plateau erschließt

Nachdem der Anstieg auf die rund 900 Meter geschafft ist, gehen wir relativ eben über die Kuppe. Nach einiger Zeit haben wir hunger, und suchen uns einen Platz. Weil wir gerade an großen, herumliegenden Felsen vorbeigehen, suchen wir uns einen mit mehr oder weniger ebener Oberfläche, und machen uns dort noch einmal die kulturlose Entdeckung von vorgestern: Maccaroni mit Tubenkäse. Hier versuchen wir uns noch einmal an einem gemeinsamen Foto, und es kommt tatsächlich was schönes raus.

Leon schaut beim Mittagessen Richtung Sarek
Gemeinsam bei unserer heutigen Essensstelle

Als wir weitergehen kommen wir nach rund 2 Kilometern zu einem mittelgroßen Bergsee, den ich ursprünglich als Ort für das Mittagessen ins Auge gefasst hatte, der sich dann aber als zu weit entfernt herausgestellt hat vorbei. Weil es so heute so warm ist, und wir noch keine gute Gelegenheit dazu hatten, beschließen wir baden zu gehen. Als wir uns dem Seeufer nähern, schwimmt eine Entenmama mit 6 oder 7 Küken im Schlepptau von uns davon, und wir gehen ins Wasser. Wegen der Kälte des Wassers gehe ich aber nicht mit dem ganzen Körper rein, das schafft nur Leon, der tatsächlich mehrere Minuten im See umherschwimmt, und dabei die Aussicht auf die majestätischen Sarekgipfel genießt. Entspannt trocknen wir uns ab, und ziehen uns an. Nach dem See beginnt langsam, aber kontinuierlich steiler werdend der Abstieg nach Vakkotavare. Auf einmal kommen uns überraschend viele Wanderer*innen entgegen, und Leon schließt, dass wohl vor entsprechend langer beziehungsweise kurzer Zeit ein Bus in Vakkotavare angekommen ist.

Entenmama mit Familie

Irgendwann stoßen wir zu einem Fluss, den wir bis zu seiner Mündung in den Akkajaure begleiten. Nicht ganz so spektakulär wie der gestrige Wasserfall ist dieser Fluss trotzdem ein schöner Anblick. In die andere Richtung sehen wir sehr schön und in seiner gewaltigen Größe den Akkajaure. Als wir uns umsehen, merken wir dass nur im fernen Süden ein paar kleine Wölkchen sind, und der Himmel sonst in klarstem Blau erscheint. Wir sehen auch bald ein Windrad, das für uns das erste wirkliche Anzeichen für Zivilisation ist. Als dann noch Strommasten und ein Parkplatz ins Sichtfeld rücken, sind wir fast schon irritiert. Dieses Mal geht mir der Abstief zum Glück nicht so sehr ins Knie, und wir sind auch nicht so erschöpft wie gestern. Trotzdem mache ich irgendwann einen ungeschickten Schritt und stürze volles Karacho in eine Schlammlacke. Ich habe mich Gott sei Dank nicht verletzt, und es sind auch nur mein linker Arm und mein linkes Hosenbein, sowie der Schuh nass und super dreckig geworden. Meine Haare, mein Rucksack, seine Inhalte und die außen aufgeschnallten teilweise wassempfindlichen Sachen (die Kamera!) sind glücklicherweise verschont geblieben. Nicht einmal meine Socken sind nass geworden, weil meine Schuhe wasserdicht sind und mein über den Schuh hängendes Hosenbein offenbar das Wasser gut genug abgehalten hat. So spüle ich mich noch schnell mit Wasser ab und wir können völlig unaufgeregt weitergehen.

Heute sehen wir beim Abstieg wieder einen Wasserfall
Im linken Drittel das Windrad, unser erster Anflug an Zivilisation

Sowohl unser Buch über den Kungsleden, als auch das Hörensagen am Trail selbst haben uns Hoffnung bereitet, dass wir bei, oder schon am Abstieg nach Vakkotavare Empfang haben, und so wieder Kontakt zu unseren Liebsten aufnehmen können. Eigentlich hatten wir geplant sobald wir Empfang haben einen Zeltplatz zu suchen, doch als wir schon fast unten, aber immer noch empfangslos sind, nehmen wir einfach eine Stelle die sich sehr anbietet, insbesondere weil es hier am “Hang” wirklich nur wenige gute Plätze gibt. Ohne schweres Gepäck gehen wir die letzten 5 Minuten zum See. Hier gehen wir seit einer gefühlten Ewigkeit (Tag 0) wieder einmal auf Asphalt. Am See bekommen wir tatsächlich für einen Moment Internet, was ausreicht, um alle Nachrichten die seit Tag 1 an uns verschickt wurden zu empfangen, aber leider nicht um Antworten und ein Lebenszeichen zu versenden. Auch unser Plan nach meinem Sturz eine Schock-olade zu kaufen, geht schief, weil es in Vakkotavare keinen Laden gibt. Aber davon recht unbeirrt freuen wir uns trotzdem diesen Abschnitt des Kungsleden geschafft zu haben, und erwarten es kaum, morgen mit dem Bus nach Kebnats, und dann mit dem Boot nach Saltoluokta zu fahren, von wo aus der Kungsleden weiterführt. Dort haben wir dann hoffentlich wirklich Empfang.

Wir gehen also mehr oder weniger unverrichteter Dinge zurück zum Zeltplatz, und essen noch ein paar Linsen und die Reste der Erdnussbutter in der Hoffnung in Saltoluokta ein besonders großes Sortiment im Laden anzutreffen und uns mit allerlei lang ersehntem ausstatten zu können. Hier am Zeltplatz finden wir noch zwei, von anderen Camper*innen hinterlassene Bodennägel für Zelte, die wir kurzerhand mitnehmen. Damit können wir die ersetzen, die uns leider im Gebrauch ein wenig verbogen sind.

  • Distanz: km
  •  ■ 
  • Dauer:
  •  ■ 
  • Höhe: 🠕m, 🠗m (Insgesamt m)

Dieser Artikel ist Teil der Reihe Kungsleden 2022.
‹ Tag 7: Stuor-Jiertá - Teusajaure

Diese Website wurde erstellt mit:

Links