Tag 6: Gaskkasjohka - Stuor-Jiertá

Nach einer tatsächlich ziemlich kalten Nacht unterziehen wir uns heute, weil es bitter nötig und wegen der Nähe zum Bach auch gut möglich ist, einer Katzenwäsche. Es war wirklich schon zu lange her dass wir sauber waren, aber der Bach hilft ein wenig. Danach ist uns beiden kalt, und wir machen uns schnell zum Aufbruch bereit. Wir wollen in Bewegung kommen um uns aufzuwärmen. Es ist windig und kalt, aber es regnet nicht, was uns seit längerem wieder einmal einen trockenen Zeltabbau ermöglicht.

Wir kommen heute Vormittag gut voran und machen Kilometer durch das lange Tal. Nachdem wir einen Fluss überquert haben, und mir richtig warm geworden ist, ziehen wir unsere Regenhosen aus, die wir als Windschutz getragen hatten, und dann beginnt es auf einmal zu nieseln. Was für ein Timing. Zum Glück war das nach wenigen Minuten vorbei, und der restliche Tag bleibt tatsächlich Regenfrei.

Leon wandert in den Nebel

Der nächste Checkpoint ist die Singihütte, die neben einem Samendorf liegt, und etwa 13 Kilometer von der Sälkahütte, bei der wir gestern waren entfernt ist. 2 Kilometer vorher, und bei der Hütte selbst noch einmal gibt es die Möglichkeit vom Kungsleden abzuzweigen, und über die Fjällstation Kebnekaise am Fuße des Kebnekaise, dem höchsten Berg Schwedens, steht nach Nikkaluokta führt. Das ist ein sehr beliebter Ausstieg für den Kungsleden, und ab jetzt werden uns wohl merkbar weniger Menschen begegnen. Über diese Route führt auch der Fjällräven Classic, ein jährliches Event, bei dem es die Strecke Abisko - Nikkaluokta nach persönlicher Wahl in 3, 4 oder 5 Tagen zurückzulegen gilt. In der Woche dieses bekannten Events ist besonders viel am Kungsleden los. Theoretisch bietet sich auch uns heute die Möglichkeit in Richtung des Kebnekaise zu sehen, allerdings ist die Sicht heute leider nicht gut genug dafür.

Hier kann man erstmals zur Kebnekajse fjällstation abbiegen

Es geht sich sogar aus, dass wir schon zu Mittag bei der Singihütte sind, und dort mittagessen. Dabei konnten wir an einem Tisch sitzen, was fast schon ein komisches Gefühl ist. Was wir essen ist allerdings völlig kulturlos: Maccaroni mit Tubenkäse. Das schmeckt erstaunlich gut, und da wir seit Abisko nicht mehr die Möglichkeit hatten Pesto zu erstehen, mussten wir langsam erfinderisch werden, und das zahlt sich aus. Diese Kombination wird es mit Sicherheit nochmal geben.

Als ich gerade die Plumpsklos bei der Singistugorna ausnutze, landet hier der Helikopter, und Leon kann es beobachten, und den Takeoff sogar filmen. Weil wir sogar ein bisschen schneller sind, als eine Hütte pro Tag, sagen wir hier vermutlich einer Wandererin Tschüss, der wir die vergangenen Tage immer wieder begegnet sind. Sie hat schnell festgestellt, dass ihr Zelt nicht gut ist, und deshalb auf eine Hüttentour umgesattelt. Bei der Hütte bekommen wir wieder die Möglichkeit die Wettervorhersage zu studieren, und es steht wirklich noch ein regenfreier Tag bevor!

Wir gehen wieder weiter, und bemerken, dass einerseits die Bohlenwege sehr neu aussehen, und dass andererseits neben den mit den Brettern ausgelegten Wegen große Säcke (mit der Bezeichnung BigBag drauf) gefüllt mit alt aussehenden Brettern daneben liegen. Es ist naheliegend, dass diese Wege erst kürzlich erneuert wurden, und nach etwa einer halben Stunde treffen wir tatsächlich auf einen Arbeiter, der an den Wegen arbeitet, und die alten Brücken über und durch die nassen Stellen des Weges ersetzt. Zum Glück dürfen wir schon über seit aktuelles Arbeitsstück drüber und können weitergehen.

Einer dieser BigBags

Wir kommen nochmal bei einer Abzweigung vorbei, über die man auch zur Kebnekaise Fjällstation kann. Dort steht ein zusätzlicher Schildpfosten, allerdings ohne Schild, aber mit einigen Stickern drauf. Darunter einer, den man inzwischen in aller Welt finden kann:

Nett hier. Aber waren sie schon mal in Baden-Württemberg?

Das Baden-Württemberger Pickerl an einem Schildständer

Ich nutze die Gelegenheit, um einen Sticker meiner Studienvertretung, dem Roten Vektor Mathematik (Grüße an euch :*), den ich zufällig dabei hatte zu den anderen dazuzukleben.

Um einen Roter Vektor Sticker ergänzt
Und mit einem grinsenden Anton dazu

Wir sehen die kahlen und steilen Felswände von Stuor Avrrik, und auf unserer Seite des Tals Stuor-Jiertá, und sind beeindruckt. Als wir weitergehen, kommt uns ein Pärchen entgegen, die begeistert Fotos in die Richtung machen, aus der wir kommen, und als wir uns umdrehen, um zu sehen, was die beiden fotografieren, erwartet uns ein fantastischer Blick zurück durch das Tal. Dieser wird umso eindrucksvoller für uns, weil der Himmel seit Tagen erstmals nicht nur aus Grautönen, sondern aus ganz schön viel Blau besteht. Teile des Tals stehen sogar in der Sonne.

Blick zurück auf den gegangenen Weg von dem letzten Abschnitt der heutigen Etappe

Wir machen noch schnell ein Foto für das Paar und gehen noch ein wenig weiter bis wir uns einen Zeltplatz am Tjätjkajåkka suchen. Zwischendurch treffen wir noch einen Wanderer, der den Kungsleden offenbar barfuß geht. Das ist für uns völlig unvorstellbar. Es ist wetterbedingt der tollste Zeltplatz bisher. Die Sonne scheint seit Tag 1 das erste Mal wieder auf uns und wir laufen grinsend wie Honigkuchenpferde durch die Gegend. Wir nutzen auch gleich die Gelegenheit, um im Fluss ein wenig Wäsche zu waschen. Dazu fixieren wir sie einfach mit einem Stein in dem Wasser und hängen sie ein paar Stunden später wieder auf. Ich kann auch endlich das für diese Tour besorgte Solarpanel auspacken und lade unser Akkupack auf. Zusätzlich ist es offenbar zu windig für Gelsen, was uns den Ärger mit den Viechern erspart. Doch kaum veschwindet die Sonne nach angenehmen 2 Stunden wieder hinter einer Wolke ist uns schon wieder kalt und wir ziehen uns ins Zelt zurück. Nichtsdestotrotz fühlt sich der Tag für uns richtig erfolgreich an und wir gehen sehr zufrieden ins Bett.

Unser Zelt steht heute echt sehr idyllisch

  • Distanz: km
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  • Dauer:
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  • Höhe: 🠕m, 🠗m (Insgesamt m)

Dieser Artikel ist Teil der Reihe Kungsleden 2022.
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