Heute war es seit langem wieder mal regenfrei, und wir haben einen wunderschönen Abend genossen
Nach einer tatsächlich ziemlich kalten Nacht unterziehen wir uns heute, weil es
bitter nötig und wegen der Nähe zum Bach auch gut möglich ist, einer
Katzenwäsche. Es war wirklich schon zu lange her dass wir sauber waren, aber
der Bach hilft ein wenig. Danach ist uns beiden kalt, und wir machen uns
schnell zum Aufbruch bereit. Wir wollen in Bewegung kommen um uns aufzuwärmen.
Es ist windig und kalt, aber es regnet nicht, was uns seit längerem wieder
einmal einen trockenen Zeltabbau ermöglicht.
Wir kommen heute Vormittag gut voran und machen Kilometer durch das lange Tal.
Nachdem wir einen Fluss überquert haben, und mir richtig warm geworden ist,
ziehen wir unsere Regenhosen aus, die wir als Windschutz getragen hatten, und
dann beginnt es auf einmal zu nieseln. Was für ein Timing. Zum Glück war das
nach wenigen Minuten vorbei, und der restliche Tag bleibt tatsächlich
Regenfrei.
Leon wandert in den Nebel
Der nächste Checkpoint ist die Singihütte, die neben einem Samendorf liegt, und
etwa 13 Kilometer von der Sälkahütte, bei der wir gestern waren entfernt ist. 2
Kilometer vorher, und bei der Hütte selbst noch einmal gibt es die Möglichkeit vom
Kungsleden abzuzweigen, und über die Fjällstation Kebnekaise am Fuße des
Kebnekaise, dem höchsten Berg Schwedens, steht nach Nikkaluokta führt. Das ist
ein sehr beliebter Ausstieg für den Kungsleden, und ab jetzt werden uns wohl
merkbar weniger Menschen begegnen. Über diese Route führt auch der Fjällräven
Classic, ein jährliches Event, bei dem es die Strecke Abisko - Nikkaluokta nach
persönlicher Wahl in 3, 4 oder 5 Tagen zurückzulegen gilt. In der Woche dieses
bekannten Events ist besonders viel am Kungsleden los. Theoretisch bietet sich
auch uns heute die Möglichkeit in Richtung des Kebnekaise zu sehen, allerdings
ist die Sicht heute leider nicht gut genug dafür.
Hier kann man erstmals zur Kebnekajse fjällstation abbiegen
Es geht sich sogar aus, dass wir schon zu Mittag bei der Singihütte sind, und
dort mittagessen. Dabei konnten wir an einem Tisch sitzen, was fast schon ein
komisches Gefühl ist. Was wir essen ist allerdings völlig kulturlos:
Maccaroni mit Tubenkäse. Das schmeckt erstaunlich gut, und da wir seit Abisko
nicht mehr die Möglichkeit hatten Pesto zu erstehen, mussten wir langsam
erfinderisch werden, und das zahlt sich aus. Diese Kombination wird es mit
Sicherheit nochmal geben.
Als ich gerade die Plumpsklos bei der Singistugorna ausnutze, landet hier der
Helikopter, und Leon kann es beobachten, und den Takeoff sogar filmen. Weil wir
sogar ein bisschen schneller sind, als eine Hütte pro Tag, sagen wir hier
vermutlich einer Wandererin Tschüss, der wir die vergangenen Tage immer wieder
begegnet sind. Sie hat schnell festgestellt, dass ihr Zelt nicht gut ist, und
deshalb auf eine Hüttentour umgesattelt. Bei der Hütte bekommen wir wieder die
Möglichkeit die Wettervorhersage zu studieren, und es steht wirklich noch ein
regenfreier Tag bevor!
Wir gehen wieder weiter, und bemerken, dass einerseits die Bohlenwege sehr neu
aussehen, und dass andererseits neben den mit den Brettern ausgelegten Wegen
große Säcke (mit der Bezeichnung BigBag drauf) gefüllt mit alt aussehenden
Brettern daneben liegen. Es ist naheliegend, dass diese Wege erst kürzlich
erneuert wurden, und nach etwa einer halben Stunde treffen wir tatsächlich auf
einen Arbeiter, der an den Wegen arbeitet, und die alten Brücken über und durch
die nassen Stellen des Weges ersetzt. Zum Glück dürfen wir schon über seit
aktuelles Arbeitsstück drüber und können weitergehen.
Einer dieser BigBags
Wir kommen nochmal bei einer Abzweigung vorbei, über die man auch zur
Kebnekaise Fjällstation kann. Dort steht ein zusätzlicher Schildpfosten,
allerdings ohne Schild, aber mit einigen Stickern drauf. Darunter einer, den
man inzwischen in aller Welt finden kann:
Nett hier. Aber waren sie schon mal in Baden-Württemberg?
Das Baden-Württemberger Pickerl an einem Schildständer
Ich nutze die Gelegenheit, um einen Sticker meiner Studienvertretung, dem Roten
Vektor Mathematik (Grüße an euch :*), den ich zufällig dabei hatte zu den
anderen dazuzukleben.
Um einen Roter Vektor Sticker ergänztUnd mit einem grinsenden Anton dazu
Wir sehen die kahlen und steilen Felswände von Stuor Avrrik, und auf unserer
Seite des Tals Stuor-Jiertá, und sind beeindruckt. Als wir weitergehen, kommt
uns ein Pärchen entgegen, die begeistert Fotos in die Richtung machen, aus der
wir kommen, und als wir uns umdrehen, um zu sehen, was die beiden
fotografieren, erwartet uns ein fantastischer Blick zurück durch das Tal.
Dieser wird umso eindrucksvoller für uns, weil der Himmel seit Tagen erstmals
nicht nur aus Grautönen, sondern aus ganz schön viel Blau besteht. Teile des
Tals stehen sogar in der Sonne.
Blick zurück auf den gegangenen Weg von dem letzten Abschnitt der heutigen Etappe
Wir machen noch schnell ein Foto für das Paar und gehen noch ein wenig weiter
bis wir uns einen Zeltplatz am Tjätjkajåkka suchen. Zwischendurch treffen wir
noch einen Wanderer, der den Kungsleden offenbar barfuß geht. Das ist für
uns völlig unvorstellbar. Es ist wetterbedingt der tollste Zeltplatz bisher.
Die Sonne scheint seit Tag 1 das erste Mal
wieder auf uns und wir laufen grinsend wie Honigkuchenpferde durch die
Gegend. Wir nutzen auch gleich die Gelegenheit, um im Fluss ein wenig Wäsche zu
waschen. Dazu fixieren wir sie einfach mit einem Stein in dem Wasser und hängen
sie ein paar Stunden später wieder auf. Ich kann auch endlich das für diese
Tour besorgte Solarpanel auspacken und lade unser Akkupack auf. Zusätzlich ist
es offenbar zu windig für Gelsen, was uns den Ärger mit den Viechern erspart.
Doch kaum veschwindet die Sonne nach angenehmen 2 Stunden wieder hinter einer
Wolke ist uns schon wieder kalt und wir ziehen uns ins Zelt zurück.
Nichtsdestotrotz fühlt sich der Tag für uns richtig erfolgreich an und wir
gehen sehr zufrieden ins Bett.
Unser Zelt steht heute echt sehr idyllisch