Ich gehe den Kungsleden - Der Anfang

Interrail

Als ich am 6. Januar diesen Jahres aufwache, erwartet mich ein meinem E-Mail Postfach eine große Überraschung. Mit schlaftrunkenen Augen sehe ich die Benachrichtigung auf meinem Handy und kann es kaum glauben. Ich habe nämlich großes Glück gehabt: ich habe bei der DiscoverEU Verlosung, die jährlich von der EU Kommission veranstaltet wird ein Interrail Ticket gewonnen. Mit diesem habe ich, von einem Datum meiner Wahl an, in den folgenden 30 Tagen 7 Reisetagen, in denen ich mit dem Ticket Zug fahren kann.

Die frohe Botschaft

Jetzt kam diese Information wirklich sehr überraschend und unerwartet, und ich wusste im ersten Moment nicht so recht, was ich denn mit einem Interrail Ticket so anstellen soll. Grundsätzlich klingt so eine Europareise von Hautpstadt nach Hauptstadt wirklich großartig, aber geträumt habe ich eher von anderen Urlauben.

Der Kungsleden

Eine dieser Reisen, die mir schon lange Zeit im Kopf herumschwirren ist der Kungsleden. Das ist ein Weitwanderweg, der vor rund 100 Jahren von der STF, einer, beziehungsweise der schwedischen Tourismusorganisation gegründet wurde. Inzwischen gibt es zwei große Abschnitte, die einige hundert Kilometer auseinander liegen. Der nördliche ist aber der ältere, und auch der um den es hier gehen soll. Die Wanderung am (nördlichen) Kungsleden beginnt üblicherweise in Abisko. Das ist ein schwedischer Ort mit knapp 40km Entfernung zur norwegischen Grenze. Und das ganz hoch im Norden. Von dort, fast 200km nördlich des Polarkreises geht es dann gen Süden. Und am Weg nach Hemavan, dem Ende des nördlichen Kungsleden führt einen der Königspfad - so kann man den Namen auf Deutsch übersetzen - mitten durchs Lappland. Weit weg von Städten, Handyempfang, Verkehr und mitten durch Sümpfe, Täler, über Berge und in Wälder.

Eine entscheidende Besonderheit hat das sonst eher unscheinbare Abisko aber noch: es gibt einen Bahnhof. Und als mir das bewusst wurde, habe ich Leon, einen wirklich guten, langjährigen Freund, mit dem ich auch schon mehrmals fantasiert hatte den Kungsleden zu wandern, gefragt, ob er diesen mit mir kommenden Sommer wandern möchte. Und glücklicherweise ließ sich auch Leon von dieser Idee begeistern.

Jetzt haben wir uns schon ein, zwei Mal getroffen, um die Reise zu planen, und deshalb hier ein kleiner Umriss unseres derzeitigen Planungsstandes. Wir werden aus Zeitgründen leider nicht den gesamten Kungsleden gehen können. Deshalb planen wir derzeit in Kvikkjokk, dem mit 302m tiefsten Punkt des Kungsleden unsere Abreise anzutreten. Nichtsdestotrotz werden wir über 200km zu Fuß zurücklegen. Dabei haben wir allerdings schwere Rucksäcke am Rücken. So weit weg von der Zivilisation muss man sich seine Unterkunft und seine Verpflegung selbst transportieren, und das hat ein ganz schönes Gewicht.

Dieser Situation sehen Leon und Ich wirklich mit sehr viel Respekt entgegen. Es ist uns beiden neu, derartig auf uns allein gestellt zu sein. Aber die Belohnung dafür ist wirklich unfassbar. Insbesondere weil ich die skandinavische Landschaft bisher noch nicht in echt kennenlernen durfte, freue ich mich darauf. Die von Gletschermassen bearbeiteten Täler reizen mich ganz besonders.

Hier hat sich ein Gletscher durchgekämpft

Sarek

Nachdem wir ohnehin nicht ausreichend Zeit haben werden, den Kungsleden in seiner Gesamtheit zu bewandern, haben wir uns dazu entschlossen einen kleinen Abstecher in den Sarek zu machen. Der Sarek ist ein Nationalpark in Schweden, an dessen Grenze der Kungsleden für einige Kilometer entlangführt. Dadurch, dass der Sarek schon früh durch entsprechende Regeln geschützt wurde, ist die Natur dort weitgehend unberührt. Zudem sind dort die Naturschutzregeln streng: es ist verboten Wege zu markieren, es gibt in dem ganzen Nationalpark trotz einiger Flüsse gerade einmal vier Brücken. Es gibt - abgesehen von einer kleinen Hütte, die mit einem Notfallstelefon ausgestattet ist - keine Gebäude. Dafür ist die Landschaft wirklich atemberaubend. Insbesondere der Bereich in den wir für ein paar Tage hineinwandern möchten, das Rapadalen, hat mich von dem Moment an dem ich das erste Mal ein Bild davon gesehen habe begeistert. Das Rapadalen ist ein Tal, das vor vielen Jahren von einem Gletscher geschaffen wurde. Das kann man aus der richtigen Perspektive immer noch sehr gut sehen. Heute fließt in dem Tal ein sehr sedimentreicher Fluss, der Rapaälven, der von vielen Gletschern aus dem Sarek gespeist wird. Durch die vielen Sedimente im Wasser verschiebt sich die Grenze des Laitaure, dem See in den der Rapaälven fließt, immer weiter in das Tal hinein. Dadurch entsteht dann das Delta, das durchaus viele Tourist*innen auf den Skierffe, einen Berg nördlich des Tals mit fantastischem Blick in das Tal, lockt.

Die Aussicht vom Skierffe - Dieses Foto hat mich erstmalig für den Sarek begeistert. Bild genommen von diesem Blog, auf dem ich das erste Mal mit dem Sarek in Berührung gekommen bin.

Grob zusammengefasst ist also unser Plan nach derzeitigem Stand, dass wir von Abisko losgehen, nach etwa 1 1/2 Wochen den Kungsleden entlang kurz vor Aktse abzweigen, den Skierffe besteigen, dann über einen westlich gelegenen Bergrücken ins Tal absteigen, um dort noch auf den Nammásj steigen. Danach den selben Weg zurück zum Kungsleden (oder alternativ beim Nammásj das Angebot einer Fähre nach Aktse in Anspruch nehmen) und dann den Kungsleden weiter bis Kvikkjokk. Abgesehen von der einen oder anderen Seeüberfahrt im Boot und einer Busfahrt beim Akkajaure komplett aus eigener Beinkraft. Insgesamt rechnen wir mit 2 1/2 bis 3 Wochen die wir auf unserer Wanderung verbringen werden. Hier könnt ihr nochmal unsere geplante Route auf einer Karte ansehen:

  • Distanz: km
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  • Dauer:
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  • Höhe: 🠕m, 🠗m (Insgesamt m)

Dieser Artikel ist Teil der Reihe Kungsleden 2022.

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