Heute morgen stehen wir sehr gemütlich auf, essen den letzten Zugproviant
und reden noch ein bisschen mit den anderen zwei Wanderern in unserem Abteil. Die
Beiden sind unterwegs zur Gegend um den Kebnekaise herum, und gehen von dort
aus Tagestouren. Die ersten zwei sind noch während wir geschlafen haben in
Gällivare ausgestiegen, und in Kiruna steigen die letzten beiden auch noch aus.
Die letzten 1,5 Stunden haben wir das Abteil also für uns allein. Während des letzten
Zugabschnittes vor Abisko haben wir im Vorbeifahren wirklich schöne Blicke auf
den Torneträsk, den Nakerivaara und viele andere Berge und Seen.

In Abisko angekommen machen wir uns auf den Weg zur Fjällstation. Wir lassen
uns allerdings sehr schnell ablenken und besichtigen doch zuerst den Canyon.
Hier fließt der Abiskojåkka durch ein freigesprengtes Loch, das errichtet
wurde, damit man keine Eisenbahnbrücke über den damals existierenden Wasserfall
errichten muss. Die Wassermengen die hier durchrauschen sind atemberaubend, und
die Wucht des Flusses erst recht.

Nachdem wir uns an den Wasserströmen sattgesehen haben gehen wir weiter zur Fjällstation. Dort decken wir uns mit Lebensmitteln ohne Ende ein. Weil wir zusätzlich noch Spiritus, ein Paar Handschuhe und Aufnäher und andere Kleinigkeiten kaufen, zahlen wir rund 1500 schwedische Kronen, also etwa 150€. Mit verstauten Einkäufen aufgefüllten Wasserflaschen wagen wir uns an die Kofferwaage die vor der Fjällstation angebracht ist. Mein Rucksack wiegt knappe 19 Kilogramm, Leons ganze 21 Kilos. Nach einer geschwinden Jause gehts nun wirklich auf den Kungsleden.
Dafür gehen wir den Abiskojåkka flussaufwärts entlang. Wir gehen dabei durch
einen Birkenwald, in dem die Bäume selten größer als 3 Meter sind. Der Weg ist
wirklich hervorragend in Stand gehalten. Immer wenn es irgendwo matschig werden
könnte, gibt es Bretter, auf denen man trockenen Fußes gehen kann. Ganz trocken
bleibt es für uns allerdings nicht. Schon bald stellt sich ein ganz leichter
und feiner Nieselregen ein.

Weil wir uns noch im Abisko Nationalpark befinden, dürfen wir unser Zelt nicht irgendwo, sondern nur an bestimmten Stellen aufstellen. Entlang des Kungsleden gibt es aber nur 2 solcher Stellen, und wir wollen es am ersten Tag lieber gemütlich angehen, weshalb wir schon nach 2 Stunden an unserem Zeltplatz an der Mündung des Nissonjohka in den Abiskojåkka ankommen und um 15:00 unser Zelt aufbauen. Wir sind nicht die ersten an dem Zeltplatz und im Laufe des Tages wird es sich hier noch ordentlich füllen. Am Abend stehen hier über 20 Zelte.
Rund um uns herum ist Birkenwald und der Abiskojåkka, sowie der Nissonjohka.
Nachdem das Zelt aufgebaut ist snacken wir noch ein paar Nüsse und vertreiben
dann am Zeltplatz die Zeit. Zu Abend gibt es noch Nudeln mit Pesto und dann
gehen wir ins Bett.

Währenddessen plagen uns die Mücken. Wenn man es drauf anlegt kann man im Sekundentakt welche erschlagen. Die Sonne soll heute erst um 23:58 untergehen und bereits um 1:44 wieder aufgehen. Es bleibt also quasi durchgehend hell.
Dieser Artikel ist Teil der Reihe Kungsleden 2022.
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