Tag 15: Suobbattjåhkå - Sjabtjakjaure

Heute Nacht wurden wir von einer klirrenden Kälte überrascht. Laut dem Thermometer meiner Uhr hatte es im Zelt wieder 3° Celsius. Das ist so kalt wie es in der Nach auf Tag 7 hatte, und das war unsere kälteste Nacht bisher. Wir hatten diese Temperaturen nicht erwartet, und mussten deshalb mitten in der Nacht alle unsere Isolationsregister ziehen. Am Morgen ist es allerdings schon wieder relativ warm. Wir wagen wieder ein kulinarisches Experiment. In Saltoluokta haben wir eine Packung Schokopudding mit zwei Sackerln besorgt. Die erste haben wir vor ein paar Tagen (Tag 12) so wie gedacht konsumiert, aber wir waren nicht begeistert. Deshalb haben wir uns überlegt, dass wir ihn in unseren morgendlichen Porridge mischen könnten, und genau das machen wir heute. Es ist nicht ganz so gut wie erhofft, gibt dem Porridge aber ein bereicherndes Schokoaroma.

Unser Campingidyll am Morgen mit Tjahkelij im Hintergrund

Wir packen wieder das Zelt und unsere restlichen Sachen ein und gehen los. Nach wenigen Minuten überqueren wir denn spannenderen, wesentlich reißenderen Arm des Suobbattjåhkå und beginnen einen relativ steilen Anstieg. Schnell weichen die Nadelbäume dem altbekannten Birkenwald. Aber etwas später lassen wir auch den hinter uns und kommen wieder einmal über die Baumgrenze. Der Weg ist nicht mehr ganz so angenehm zu gehen, wie er es gestern war, und verbunden mit der Steigung sind wir deutlich langsamer als gestern. Hier sehen wir einerseits die Südseite des Tjahkelij und ein bisschen in den Sarek hinein, und zur anderen Seite sehen wir von oben den Tjaktjajaure, einen riesigen Stausee. Als wir nach dem Anstieg, auf der selben Höhe bleibend, gehen rückt auch der Rittak, ein formschöner See vor dem Tjaktjajaure in unser Sichtfeld.

Der ‘formschöne’ Rittak

Es geht nochmal wenig bergab zu einer Schutzhütte, die aber wieder von Bäumen umgeben ist. Hier holen wir Wasser für unser Mittagessen, und steigen auf der anderen Seite der Hütte wieder, aber diesmal ein letztes Mal am Kungsleden über die Baumgrenze. Hier suchen wir uns ein nettes Plätzchen zum Mittagessen mit Blick auf den Rittak, und essen Vollkornspaghetti mit Pesto. Seit wir die Nudeln aus Abisko aufgegessen haben, haben wir immer Makkaroni unverpackt gekauft. Dadurch hatten wir keine Packungsgröße als Referenz, und haben immer nach Augenmaß portioniert. Wir wussten aber immer wie viele wir gekauft haben, und haben dadurch geschätzt dass wir bei einer Mahlzeit rund 500 Gramm Nudeln essen. Deshalb haben wir die ganze Packung Nudeln gemacht, und hatten dadurch eine wirklich sehr stattliche Portion. Wir haben sie in unserem Wanderappetit trotzdem aufgegessen und danach sogar noch ein paar Kekse.

Zwischen diesen zwei Bergen - links dem Huornatj, rechts dem Faunåive - ist der letzte Pass, den wir auf dem Kungsleden überqueren werden

Gut gesättigt nehmen wir den Anstieg zum Pass zwischen Huornatj und Faunåive in Angriff. Hier gehen wir über eine wirklich gruselige Hängebrücke. Die Brücke selbst wirkt dabei auf mich sehr stabil, aber die steile Treppe die hinauf geht ist wirklich schief und nicht gerade vertrauenserweckend. Wir beobachten auch ein, zwei Minuten lang einen Adler (vermutlich), der hoch über dem Tal kreist. Die letzten Höhenmeter sind schnell geschafft und wir stehen bei fast 900 Höhenmetern am Pass. Das war der letzte große Anstieg vor Kvikkjokk, und ab jetzt führt der Kungsleden hauptsächlich bergab. Vom Pass aus sehen wir bis zu den Bergen die unmittelbar nordwestlich von Kvikkjokk stehen. Das Ziel unserer Wandertour scheint schon in greifbarer Nähe. Doch davor geht es noch zum von hier aus schon sichbaren Sjabtjakjaure zur Pårtehütte. Bis dahin gilt es gut 300 Höhenmeter abwärts zu überwinden. Das geht auch direkt ziemlich steil und anstrengend los, wodurch sich mein Knie wieder einmal meldet. Weil der Pass nur knapp über der Baumgrenze war, gehen wir schon bald wieder durch Wald, zuerst Birke, dann Nadelbäume. Als es langsam weniger steil wird gibt es wirklich dichten Heidelbeerwuchs um uns herum, und wir bleiben regelmäßig stehen, um Heidelbeeren zu naschen. Als wir wieder einmal auf Bohlen über Sumpfgebiet gehen, finden wir auch vergleichsweise viele und teilweise sehr reife Moltebeeren. Die schmecken, wenn sie echt reif sind, nochmal besser.

Die Leiter zur Brücke hinauf ist richtig schief und war auch wirklich wackelig

Insgesamt ist der Abstieg ziemlich lange und anstrengend. Zwei Mal hat sich das Wasser wieder keinen eigenen Weg gesucht, und den Wanderweg übernommen. Wir überqueren einen Fluss per Hängebrücke, und irgendwann kommen wir dann tatsächlich bei dem See und der Hütte an. Hier rasten wir ein bisschen, gehen aufs Klo und trinken ein wenig Saft der hier an die Besucher*innen verteilt wird bevor wir uns an das letzte Stückchen Weg für heute wagen. Wir sind schon ziemlich müde und gehen nach der Hütte nur mehr knappe 2 Kilometer bis wir in der Nähe eines Baches eine Lichtung beziehen.

Das Ziel unserer Wanderung ist hier erstmals angeschrieben, und dadurch wirklich in Reichweite

Zum Abendessen probieren wir heute wieder etwas neues aus, was es in Aktse gab: Tortillas mit veganer “Füllung”, die es fertig zu kaufen gab. Mit Dosentomaten und ein paar übrigen Linsen angereichert hat das ziemlich gut geschmeckt. Als Nachspeise haben wir uns ein Sackerl an Gummizeug besorgt um es auszuprobieren, aber als wir es öffnen sind wir enttäuscht dass fast die Hälfte Lakritze ist. Auch die anderen Süßigkeiten die darin enthalten waren sind nicht sehr überzeugend. Da hätten wir lieber noch eine Packung Kekse besorgt. Insbesondere die, die wir bei den Teusajaurestugorna gekauft und gegessen haben, hätten wir gerne nochmal gegessen. Danach gehen wir bald ins Zelt und hoffen dass die kommende Nacht nicht ganz so kalt wird wie die vergangene Nacht.

Die heutige Etappe war wirklich lange uns anstrengend. Wenn man den Kungsleden als Hüttentour ohne Zelt gehen ist die Etappe die wir heute größtenteils gegangen sind, wohl eine der herausforderndsten. Da kommt wahrscheinlich sonst bisher nur die Etappe zwischen den Abisko- und Alesjaurestugorna heran, die auch schon sehr anstrengend war.

  • Distanz: km
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  • Dauer:
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  • Höhe: 🠕m, 🠗m (Insgesamt m)

Dieser Artikel ist Teil der Reihe Kungsleden 2022.
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