Tag 4: Alesjaurestugorna - Tjäktja

Heute Nacht habe ich, auf Leons Empfehlung ausprobiert, mit dem mehrfach gelegten Buff über den Augen zu schlafen, undnes hat den Schlaf deutlich verbessert. Es ist doch eine Belastung für die Nachtruhe, wenn es ununterbrochen hell ist, denn selbst wenn die Sonne schon untergegangen ist, dauert es noch bis es dunkel wird, und dann wird es auch schon wieder hell. Allerdings ist es jedes Mal, wenn man den Buff kurz herunternimmt, um beispielsweise auf die Uhr zu schauen so, als ob man mitten in der Nacht das Licht voll aufdreht. Durch die völlige Reizisolation der Augen träume ich richtig lebhaft.

Wir frühstücken heute Haferbrei, den wir aus Milchpulver, Haferflocken, Honig und Wasser zusammenmischen, und packen dann unsere Sachen zusammen. Leider regnet es ein bisschen, als wir unser Zelt abbauen, und es wird ein bisschen feucht. Man merkt schon, dass wir langsam eine Routine entwickeln, denn heute haben wir in der Früh eine halbe Stunde länger geschlafen, gehen aber trotzdem gleich früh wie gestern los. Sofort fällt mir auf, dass mein Knieschmerz deutlich weniger geworden ist, und ich es wirklich nur mehr ein bisschen spüre. Das muntert mich immens auf.

Der Kungsleden führt uns heute den Aliseatnu flussaufwärts das Tal entlang. Dabei ist unser Weg relativ eben, und wir kommen schnell voran. Es erstaunt uns beide sehr wie lange wir beim Blick zurück noch die Hütten von gestern sehen können. Wir hatten zwar einen weiten Blick ins Tal, aber es überrascht uns nichtsdestotrotz. Gefühlt ist das ganze Tal nass, und wir sind wirklich froh über die vielen Holzwege, die unsere Füße weitestgehend trocken halten. Wir müssen auch ziemlich viele Zuflüsse zum Aliseatnu queren. Zum Glück gibt es bei den meisten eine Brücke drüber, sodass wir uns nur manchmal einen Weg über die Steine suchen müssen. An einem der Flüsse finden wir allerdings keinen Weg, der uns ans andere Ufer bringt, und deshalb greifen wir auf unseren eigentlichen Plan für das Furten von Flüssen zurück. Wir ziehen das 2. Paar Schuhwerk an, das möglichst leicht ist. Leon hat Crocs, ich leichte Halbschuhe. Die ziehen wir barfuß an, und gehen so einfach durch den Bach durch. Dabei werden unsere Füße zwar kurz kalt, aber die sind schnell wieder abgetrocknet und zurück in den warmen Wanderschuhen. Ein größeres Problem stellen für uns die Mücken dar, die in dem Moment in dem wir Füße und Unterbeine frei machen durstig über uns herfallen. Insgesamt gelingt es uns aber so sehr gut durch das Wasser zu kommen und wir können weitergehen.

Für diesen Fluss haben wir erstmals unsere Watschuhe ausgepackt

Dann kommen wir zu einem Meditationsplats, an dem man, wie bei den bisherigen (die unerwähnt blieben), wirklich tolle Aussicht hat. Kurz danach folgt eine Hängebrücke über einen beeindruckend tosenden Fluss. Hier sind wir wieder sehr sehr froh dass es eine Brücke gibt. Ohne die wäre es nahezu unmöglich weiter zu gehen. Als wir weiter gehen, kommen wir langsam an eine Stelle, an der sich das Tal “teilt”. Wir sehen schon die Tjäktahütte, und weiter rechts das Tal aus dem der Aliseatnu kommt. Wir müssen noch einen Fluss furten, wieder mit dem Schuhtrick, und diesmal ernten wir wirklich neidische Blicke von den zwei Wanderern, die sich barfuß über den Šielmmánjira kämpfen. Dann beginnt für uns der Anstieg, der mit dem Tjäktjapass enden wird. Nach einigen hundert Metern haben wir wirklich tolle Sicht in die Weiterführung des Tales, das wir gerade verlassen.

Ein Tal das rechts vom Kungsleden weiterläuft. Wir sehen sogar einen Wanderer dort hinein abbiegen

Die Tjäktjastugorna kommt immer näher, und wir sehen mit Freude aus der Ferne, dass es eine Brücke über den Fluss gibt, der uns von der Hütte trennt. Wir gehen durch und an einigen Schneefeldern vorbei und gelangen zu der Abzweigung, die zur Hütte führt. Die führt bald zur Brücke die wir schon vorher gesehen haben. Im gesamten ist die Hängebrücke über den Čeavččanjira ziemlich gruselig. Es hängt ein Schild dort, dass nur eine Person gleichzeitig drauf sein darf, und um die Höhendifferenz zwischen den beiden Seiten der Schlucht zu bewältigen, gibt es eine meterhohe Stiege, die zur Brücke hinaufführt.

Die war wieder einmal eher gruselig

Obwohl es hier keinen Verkauf gibt, wollen wir vorbeischauen, um den Ausblick zurück, und hoffentlich auch den Wetterbericht zu sehen. Das gelingt uns auch und leider erwartet uns morgen wohl immer noch kein sonniger Tag. Wir hoffen weiterhin darauf einmal einen blauen Himmel zu sehen und genießen so das Panorama das sich uns hinter den Hütten erschließt. Hier erfahren wir auch, warum wir bei den Fjällhütten bisher keinen Restmüll abgeben konnten. Früher wurde dieser einfach vor Ort verbrannt, aber diese Praxis wurde jetzt verboten, und der Abtransport per Helikopter zahlt sich nicht aus, weshalb man seinen Restmüll bis zur nächsten, an Straßennetz angebundenen Station mitnehmen muss. In unserem Fall ist das Vakkotavare, das wir voraussichtlich in 4 Tagen erreichen werden.

Wir reden kurz mit der Hüttenwärtin, und sie warnt uns, dass es erst deutlich jenseits des Passes wieder gute Zeltplätze gibt. Weil wir aber noch ein wenig gehen wollen, missachten wir ihren Rat und finden nach einer etwas längeren Suchzeit als sonst einen Platz zum Zelten, mit dem wir zufrieden sind. Wir bauen geschwind das Zelt auf, und als wir uns drinnen ausraster regnet es auch kurz. Als es wieder aufhört machen wir schnell unser Abendessen und gehen dann zu Bett. Als wir schon in unseren Schlafsäcken liegen beginnt es wieder zu regnen.

  • Distanz: km
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  • Dauer:
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  • Höhe: 🠕m, 🠗m (Insgesamt m)

Dieser Artikel ist Teil der Reihe Kungsleden 2022.
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