Tag 27: Järpås - Irgendwo zwischen Hamburg und Wien

Heute stehen wir besonders früh auf um unseren Zug zu erwischen. Wir essen geschwind ein Müsli und packen unsere Rucksäcke fertig. Wir verabschieden uns und Muki begleitet uns noch bis zu dem Bahnhof. Es fühlt sich richtig ungewohnt aber auch gut an wieder mit Gewicht am Rücken zu gehen, aber es sind echt nur ein paar Schritte zum Bahnhof.

Uns steht heute eine wirklich abenteuerliche Reise bevor. Wir werden heute (hoffentlich) sechs mal umsteigen und dann im Nachtzug nach Hamburg liegen. Unsere Züge heute verlaufen folgendermaßen:

Von Nach Planmäßige Zeiten Tatsächliche Zeiten
Järpås Herrljunga 08:07-08:36 08:12-08:38
Herrljunga Göteborg 09:11-10:05 09:11-09:57
Göteborg Lund 10:24-12:43 10:24-12:41
Lund Kopenhagen 12:59-13:49 12:59-13:48
Kopenhagen Fredericia 14:34-16:33 13:56-16:41
Fredericia Hamburg Dammtor 16:45-19:57 17:01-20:02
Hamburg Dammtor Wien HBF 20:21-09:19 20:48-9:32

Der erste Regionalzug aus Järpås kommt ein paar Minuten zu spät, aber noch vor der Uhrzeit von der wir gestern noch ausgingen. Wir sagen Muki auf Wiedersehen und bedanken uns für die riesige Gastfreundschaft trotz unseres äußerst spontanen Besuchs. Wir fahren nicht lange bis wir in Herrljunga sind, wo wir in einen schnelleren Zug umsteigen, der uns nach Göteborg bringt. Während wir in diesem Zug sitzen fällt uns auf, dass wir etwas wichtiges in Järpås vergessen haben. Der Käse ist im Kühlschrank liegen geblieben. Wir haben aber vermutlich trotzdem genug dabei. Wir müssen nur vielleicht etwas mehr Schokolade essen.

In Göteborg steigen wir in einen Zug um mit dem wir bis Lund fahren, das schon sehr nah an Malmö liegt. Der Zug ist sehr breit und neben den Festerplätzen sind noch 20 cm freier Raum. Auch die Sitze sind ziemlich bequem. Insgesamt ein angenehmes Zugerlebnis. Hier werden wir so rigoros kontrolliert, wie sonst noch gar nicht. Der Schaffner will sowohl unser Ticket sehen, scannt das sogar und fragt dann noch nach unserem Ausweis. Den mussten wir bis jetzt nur bei Grenzkontrollen zeigen. In Lund wechseln wir in einen Öresundståg. Im Onlineportal der SJ war dieser Zug nur bis Malmö gelistet, was mir ein bisschen unbehagen bereitet hat, aber er fährt bis Kopenhagen. In Lund sehen wir auch im “Stiegenhaus” der Brücke die über die Gleise zu den Bahnsteigen führt eine große Fahrradgarage. So funktioniert vernünftige zukunftsfähige Mobilität!

Wir sind schon seit wir in Göteborg waren die schwedische Westküste entlanggefahren und in diesem Zug überqueren wir jetzt, wie der Name schon vermuten lässt, den Öresund. Dabei sehen wir wie bei der Anfahrt schon dutzende Windräder in einem Windpark am Wasser.

Als wir vor 3 Wochen in Kopenhagen waren haben wir uns Reservierungen für die Fahrt nach Hamburg besorgt. Weil wir dabei aber nur 9 Minuten zum Umsteigen hätten, steigen wir schon in einen früheren Zug. Dabei haben wir in Kopenhagen zwar nur 7 Minuten, aber wir versuchen es und steigen erfolgreich um. Dadurch haben wir zwar bis Kolding keine Reservierung, aber eine dafür eine Stunde zum Umsteigen in Kolding. Das war die wackeligste Verbindung, für die nicht die Deutsche Bahn zuständig ist. Jetzt hoffen wir nur noch, dass wir unsere Sitzplätze auch ohne Reservierung behalten, und dass wir den Nachtzug erwischen.

Ganz ungestört läuft es leider nicht. Offenbar hat unser Zug irgendeinen Schaden wegen dem wir rund 20 Kilometer vor Fredericia bei einem kleinen Bahnhof in einen anderen Zug umsteigen müssen. Die Informationen dazu gibt es zudem nur auf Dänisch, das heißt wir verstehen nur sehr bedingt was passiert. Dadurch verspäten wir uns massiv, und müssen um unseren Anschlusszug (in den wir auch in Fredericia einsteigen können) zittern.

Wir zittern durchaus zurecht. Der Zug in den wir umgestiegen sind fährt nach Fredericia wo wir dann schnell zum Zug nach Hamburg laufen. Ursprünglich war der Umstieg in Kolding geplant, aber so hat es auch geklappt und es geht sich gerade so aus dass wir rechtzeitig im Zug sitzen. Der wartet dann trotzdem noch auf einen Zug aus Kopenhagen und mit einer guten Viertelstunde Verspätung fahren wir ab. Die Zugreise verläuft sehr unaufgeregt und mit knappen 5 Minuten Verspätung kommen wir in Hamburg an. Hier machen wir eine Entdeckung: der Getränkeautomat am Bahnsteig vertreibt nicht nur Kaffee, Kakao und so weiter sondern auch Suppe. Es gibt Tomaten- und Gemüsesuppe mit Croutons sowie eine Hühnersuppe mit Nudeln. Weil der Spaß nur 70 Cent kostet probieren wir es aus und sind positiv von der Suppe überrascht. Dadurch dass wir Zug wechseln mussten werden wir hier in den achten Zug dieses Tages einsteigen.

Die Tomatensuppe mit Croutons aus dem Getränkeautomaten

Wir warten und warten auf den Zug, und als er da sein hätte sollen verschwindet auf einmal spurlos der Zug auf der Informationstafel. Das verunsichert uns sehr und wir versuchen geradezu panisch Information über diesen Zug zu bekommen. Das gelingt uns nicht so recht, und wir werden immer nervöser. Letztlich entschließt sich Leon den Rucksack am Bahnsteig bei mir zu lassen und einen Ticketschalter zu suchen. Dort brauchen sie auch ein bisschen, bis sie Leon sagen, dass der Zug jetzt am Bahnsteig sei. Als er aber zum Bahnsteig gerannt kommt ist der Zug immer noch nicht da. Immerhin taucht er nach einer Minute wieder auf der Infotafel auf und fährt ein wenig später auch tatsächlich ein. Wir gehen im Laufschritt zu unserem Wagon und steigen ein. Uns fällt ein riesiger Stein vom Herzen. Vorerst sind wir nur zu zweit im Abteil und wir hoffen im Stillen dass es so bleibt. Der Schaffner sagt uns aber dass wohl noch eine Person zusteigen wird. Aber bevor diese zusteigt essen wir noch die Reste unseres Brotes. Der Humus reicht gerade so aus, dass wir unseren Käse nicht allzu sehr vermissen. Wir hatten leider den ganzen Tag wegen der Verspätungen et cetera keine Zeit einen neuen zu besorgen. Hier essen wir auch beide die letzten zwei Werthers, die wir seit Tag -2 dabei hatten. Wir haben oft einfach zwei, drei Werthers als Nachspeise genommen und trotzdem haben sie uns bis jetzt gehalten.

Als es 22:00 ist, und schon stockfinster merken richtig was wir heute an Breitengraden hinter uns gebracht haben. Um kurz nach Mitternacht kommen wir in Göttingen an. Hier soll eine Person in unser Abteil kommen. Es kommt aber eine Mutter mit zwei kleinen Kindern in unser Abteil. Weil ohnehin genug Platz im Abteil ist, machen wir schnell die Betten frei, und gehen schnell alle schlafen.


Dieser Artikel ist Teil der Reihe Kungsleden 2022.
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