Gestern, am 21.02.2022 bin ich nach einem Besuch bei meiner Großmutter in Weimar wieder mit dem Zug zurück nach Wien gefahren. Ich habe das in dem letzten Jahr schon mehrmals gemacht gehabt, weil meine Oma leider schwerkrank ist, und wir uns da familiär stark bei der Pflege beteiligen. Gestern lief die Zugfahrt aber alles andere als wie geplant.
Die Hinfahrt verlief reibungslos. Ich bin um 10:15 in den ICE in Wien gestiegen, und nach einigen Stunden in Erfurt ausgestiegen und von dort mit dem Regionalzug nach Weimar. Ich war dabei nicht eine Minute verspätet und war hochzufrieden.
Anders war das bei der gestrigen Rückfahrt. Schon Tage vorher traten die ersten Probleme auf: als mein Vater sicherheitshalber noch mal im ÖBB Scotty meinen Zug anschauen wollte, hat er die Verbindung für die ich ein Ticket habe nicht gefunden. Nachdem die Zugreise für andere Familienmitglieder von mir schon mal durchaus turbulent war, hat er dann (vergeblich) eine halbe Stunde versucht die ÖBB zu erreichen, um die Zugbindung von meinem Ticket aufzuheben. Das war soweit nicht schlimm; ich hatte ja noch ein paar Tage bis zur Rückreise. Als ich dann - schon in Weimar - spätabends versuchte mein Ticket umzubuchen, war ich schon sehr schnell in der Leitung und konnte mein Ticket umbuchen. Die Reservierung leider nicht, also habe ich nochmal Sitzplätze reserviert. Wenn man 7 Stunden Zug fährt, will man echt nicht stehen!
Leider hat diese Planänderung bewirkt, dass ich statt 16:04 schon um 14:54 in Weimar abfahren musste, aber das war eigentlich auch nicht weiter schlimm, also bin ich gestern in Weimar in den Regionalzug gestiegen und nach Weimar gefahren. Der ICE der mich von Erfurt nach Nürnberg bringen sollte, ist dann mit einer einstelligen Verspätung in Erfurt eingefahren und ich bin eingestiegen. Dabei hat es sich wirklich bewährt, dass ich eine Reservierung hatte, denn der Zug war rappelvoll. Ich saß an einem Tisch mit vier Plätzen gemeinsam mit einem Chinesen und zwei sehr netten Indern. Die Zugfahrt verlief sehr ruhig. Bis etwa 25 Minuten vor unserer geplanten Ankunft in Nürnberg unvermittelt unser Zug stehen bleibt beziehungsweise ausrollt. Und das mitten in der Pampa zwischen Würzburg und Nürnberg.
Während wir alle geduldig auf die Fortsetzung unserer Reise warteten, ging auf einmal schnellen Schrittes der Zugführer (oder Lokomotivführer, ich weiß es nicht genau) in Richtung Ende des Zuges an uns vorbei. Nachdem wir schon etwa eine viertel Stunde gestanden sind, meldet sich dann über die Durchsage einer der Schaffner bei uns, und teilt uns eigentlich gar nichts mit. Er sagt praktisch nur, dass der Zugführer versucht das Problem zu beheben und er eigentlich auch nichts weiß. Zehn Minuten später meldet er sich dann noch einmal, und gibt uns Bescheid, dass zwei der vier Motoren des ICE wieder zum Laufen gebracht werden konnten, und wir nun nur mehr auf grünes Licht der Verkehrkoordination der Deutschen Bahn warten. Also fahren wir dann langsam los, und nachdem wir in Fahrt gekommen sind, sagt der Schaffner nochmal durch, dass der Zug in Nürnberg nicht mehr weiter (bis nach München) fahren werde. Diese ganzen Durchsagen versuche ich derweil so gut es geht ins Englische zu übersetzen, damit auch die Inder, die bei mir sitzen wissen was passiert.
Und dann bleiben wir noch einmal stehen. Gerade einmal ein paar Minuten gefahren stehen wir diesmal an einem sehr kleinen Bahnhof (heute weiß ich, dass das in Neustadt (Aisch) Mitte war). Wieder stehen wir erst einmal einige Zeit, bevor uns das Zugteam informiert, dass der Zug wohl nicht weiterfahren könne, und sie gerade versuchen herauszufinden was mit uns passiert. Dabei hat er wirklich “uns” gesagt, also sich selbst wirklich eingeschlossen :-).
Wieder mussten wir ein bisschen warten, bis wir die Information bekommen haben, dass uns ein anderer ICE aufsammeln würde, und wir dafür bitte rechts aussteigen um dann auf den Bahnsteig links gegenüber zu gehen. Dafür wurden dann auch die zwei Polizisten in Wagon 2 aufgerufen und um Hilfe gebeten. Also haben wir uns mobil gemacht, und 400 Menschen sind aus dem ICE raus auf den Bahnsteig gestürmt. Dort dann Stiegen hinunter, unter den Gleisen durch und auf der anderen Seite wieder hinauf. Dort haben wir dann wieder einmal (diesmal aber im Regen!) warten müssen, bis ein Regionalzug nach Nürnberg in den Bahnhof eingefahren ist. Währenddessen habe ich ein paar Worte mit einer jungen Frau gewechselt, die so wie ich auch nach Wien musste. Der Führer dieses Zuges hat uns alle aufgefordert einzusteigen, woraufhin hunderte in den Zug strömen. Dabei waren wir dem Zugführer nicht schnell genug. Der sagte grantig durch, dass ein Zug kein Adventkalender sei: man dürfe alle Türen gleichzeitig verwenden. Kaum sind die Sitzplätze besetzt, wird durchgesagt, dass in 5 Minuten ein ICE komme, der dann bis München weiterfahren würde. Binnen 2 Minuten war der Zug wieder fast leer. Weil ich ohnehin nach Nürnberg musste, bin ich einfach sitzen geblieben. Die Frau mit der ich geredet hatte, ist allerdings in den ICE umgestiegen.

Die ganze Zeit über habe ich stetig in ÖBB Scotty die Verspätung des ICE nach Wien verfolgt und jedes Mal wenn sich eine weitere Verzögerung abgezeichnet hat, quasi aufgegeben noch in dieser Nacht nach Wien zu kommen (nach meinem Zug gab es keinen mehr nach Wien), und wurde dann von einer noch größeren Verspätung meines Anschlusses überrascht. Als ich also in diesem Regionalzug nach Nürnberg sitze bin ich schon recht zuversichtlich, dass es sich ausgehen wird, aber ein bisschen Angst habe ich trotzdem noch.
Als ich in Nürnberg ankomme ist es etwa 19:51. Eigentlich hätte mein Zug nach Wien um 18:30 in Nürnberg abfahren sollen, aber er stand immer noch nicht auf dem Gleis 9. Dort stand nämlich immer noch ein ICE nach München, dessen Planabfahrt um 17:02 gewesen wäre! Nichtsdestotrotz ging ich also zu dem Punkt an dem laut Wagenreihung mein Sitzplatz sein sollte, und treffe dort wieder auf die Frau von vorher. Wir tratschen wieder ein bisschen, als durchgesagt wird, dass unser ICE am Gleis 12 abfahren würde, und wieder setzt sich eine (inzwischen wesentlich kleinere) Menschenmenge in Bewegung. Am Gleis 12 treffen wir dann noch auf einen jungen Mann, der uns von seinen Erfahrungen mit der Rückerstattung von Ticketpreisen nach großen Verspätungen berichtet hat, und uns Tipps gegeben hat, wie man das am besten macht.
Um ~20:20 fährt dann endlich der Zug ein, und ich setze mich auf meinen reservierten Platz. Ich hatte aus Versehen zwei reservierte Plätze, weil trotz meiner Planänderung ganz am Anfang der selbe ICE nach Wien auf meinem Plan stand, was ich aber erst recht spät bemerkte. Also habe ich die zweite Reservierung der Frau gegeben. Allerdings hätten wir sie beide nicht gebraucht. Der Zug war so leer, dass niemand neben einer anderen Person sitzen musste. Dieser ICE fuhr dann völlig problemlos nach Wien. Der Schaffner der durch den Zug ging, hatte gleich ein Fahrgastrechteformular dabei, was mich sehr amüsierte.
Als ich dann - mit mächtiger Verspätung von 103 Minuten - in Wien angekommen bin, habe ich mich auf die Suche nach einem Ticketautomaten der Wiener Linien gemacht. Es fuhren bereits keine U-Bahnen mehr, und ich glaubte mit dem Nachtbus nach Hause fahren zu müssen, habe dann aber mit einem Jubelschrei festgestellt, dass noch eine S-Bahn bis zu meinem nächsten Bahnhof in Fußnähe fährt. Und dann bin ich endlich zu Hause angekommen.

Eine wahre Odyssee mit der Deutschen Bahn, und ich hoffe, genug Zugpech angesammelt zu haben, um ohne große Probleme am Weg zum Kungsleden durch Deutschland durchzukommen. Wenn es nicht nur ein Anschlusszug ist, den ich durch die DB verpassen könnte, wäre das ganze noch wesentlich blöder.